Die Archäologin Sabine Ladstätter, Wissenschafterin des Jahres 2011 ist am 3. Juni 2024 im Alter von 55 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.
Mit Sabine Ladstätter (1968-2024) verliert die österreichische Wissenschaft eine ihrer bedeutendsten Proponentinnen. Sie war Grabungsleiterin von Ephesos und hat dort unter anderem ein byzantinisches Geschäfts- und Lokalviertel freigelegt, die Erforschung der berühmten Hanghäuser begleitet, über Keramikfunde aus dem „Hanghaus 2“ publiziert und noch nicht frei gelegte Stadtteile der antiken Metropole mit Hilfe von archäologischer Prospektion dokumentiert. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften würdigte die Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI)
in einer Aussendung als „eine brillante österreichische Wissenschafterin von internationaler Strahlkraft. Mit ihrer Forschung insbesondere in Ephesos hat sie maßgeblich zum weltweiten Ansehen der österreichischen Archäologie beigetragen“, so ÖAW-Präsident Heinz Faßmann.
Trotz ihrer zahlreichen Verpflichtungen im Management der österreichisch-türkischen Grabungsstätte hatte für Sabine Ladstätter die Nachwuchsförderung eine besonders hohe Priorität. Ihre Fähigkeit, Wissen zu vermitteln, beschränkte sich allerdings nicht auf akademisches Fachpublikum, Sponsoren und Zelebritäten. Sondern sie konnte auch ganze Schulklassen und Laien von der Bedeutung ihres Wissenschaftszweigs überzeugen. Von ihr fühlten sich alle informiert, aber niemand als Anfänger. Vom Schulkind bis zum Erwachsenen gab sie niemandem das Gefühl, des Verständnisses für ihre Kenntnisse nicht fähig zu sein. Darüber hinaus hatte Sabine Ladstätter besondere menschliche Qualitäten, welche sie in ihrem diplomatischen Geschick bei der Wiederaufnahme der Grabungen in Ephesos auch gegenüber Spitzenpolitikern wie dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unter Beweis gestellt hat. Da das ÖAI alljährlich um eine Grabungsgenehmigung bei der Antikenverwaltung der Türkei ansuchen muss, wurde die Erteilung der Lizenz mehrmals zum Spielball der Politik.
Sabine Ladstätter verkörperte das Ideal von wissenschaftlicher Demut, wie es Gelehrte des japanischen Buddhismus definierten: Demut bedeutet nicht, vor anderen zu buckeln, sondern nicht zuzulassen, dass ein anderer unter dir steht. Der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen wird ihr stets ein ehrendes Andenken bewahren und drückt ihren Angehörigen sein tief empfundenes Mitgefühl aus.
Für den Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen
Eva Stanzl (Vorsitzende)